Landinventur
Die Landinventur ist ein Werkzeug zur kollektiven Inventur der Dörfer, die ein völlig neues Bild des Landes entstehen lässt. Die mittlerweile bundesweit verfügbare und in zahlreiche Prozesse integrierte Onlineplattform wurde 2017-2021 gemeinsam mit dem Thünen Institut für Regionalentwicklung im Rahmen der Bürgerwissenschaftsförderung des BMBF entwickelt.
Die DorfbewohnerInnen beantworten Fragen zu Themen Leben, Ernten, Wirtschaften und Engagement, die dann auch online sichtbar und vergleichbar werden. Das besondere an diesen Daten ist, dass sie menschenzentriert sind und die Lebensrealitäten ländlicher Räume widerspiegeln. So wird nicht nach Meldezahlen, sondern nach Anwesenheit gefragt. Nicht nach Landwirtschaftsflächen, sondern nach Selbstversorgung. Und nicht nur nach eingetragenen Vereinen, sondern auch nach dem informellen Engagement jenseits der offiziellen Register. Mit diesen kollaborativ gewonnenen Daten ergeben sich völlig neue Grundlagen für Wissenschaft, Politik und nicht zuletzt für Dörfer selbst.
Ursprung der Idee ist, dass Menschen vor Ort als Experten ihres eigenen Lebensumfeldes akkuratere, aktuellere und relevantere Daten selbst erheben können, als es “von Außen” möglich ist. Dieses Empowerment durch “eigene Daten”, gibt ihnen die Möglichkeit einen strukturierten Blick auf das eigene Lebensumfeld zu richten und bietet Anstoß für weitere Diskussionen und Kooperationen.
Bei der Entwicklung der Landinventur haben wir in einem kokreativen Prozess auf den Dörfern nicht nur erschlossen, welche Fragen sich tatsächlich beantworten lassen, sondern auch welche Merkmale für eine Beschreibung der Lebensrealitäten vor Ort wirklich relevant sind. Nicht selten beruht die Betrachtung ländliche Räume auf einer städtischen, mit den realen Lebensverhältnissen nicht vertrauen Sichtweise. Das ist tückisch, denn auf diesen Datengrundlagen beruhen politische Entscheidungen, Fördermittelvergaben und auch das öffentlich-mediale Bild.
Mit der Landinventur richten wir eine neue Perspektive auf den ländlichen Raum und geben Dörfern und Regionen ein digitales und gemeinwohlorientietes Werkzeug zur Selbstermächtigung an die Hand.
Arbeitsmaterialien
Für die verschiedenen Workshopformate haben wir eine Reihe von Materialien entwickelt, die zum einen die Grundlagenarbeit der kollektiven Raumbeobachtung erleichtern und zum anderen die Funktionalitäten der digitalen Plattform simulieren. Die Ergebnisse dieses Arbeitens fließen direkt in die Programmierung der Plattform ein. Studio amore bildet hier die Schnittstelle zwischen bürgerwissenschaftlicher Forschung und Webprogrammierung.